Im Zentrum einer barocken Klosteranlage aus dem 18. Jahrhundert steht die Basilika St. Martin. In einem Flügel der Klosteranlage direkt angrenzend an den nördlichen Portalturm liegt die Marienkapelle.
Für die Kirchengemeinde ist diese Kapelle eine wichtige Ergänzung zur Hauptkirche, der Basilika als herausragendes Kunst- und Kulturdenkmal. Hier werden intimere Messen gefeiert, es finden die Schüler- und Kindergottesdienste statt und sie dient als Winterkirche. Der vormals schmucklose Raum, von dem alle Nebenräume direkt erschlossen werden, soll umgebaut, der Nutzung angemessen gestaltet und ein Ort zur stillen Andacht geschaffen werden.
Durch das Einfügen einer neuen Raumschicht mit ovalem Grundriss entsteht ein Raum im Raum. Die Zwischenräume dienen als Erschließung und Verteiler für die Nebenräume und der eigentliche Kapellenraum bleibt frei von störenden Einflüssen. Es wird ein Raum zum Foyer vergrößert und die Eingangssituation von der Basilika durch den Rückbau eines verkleinerten Durchgangs und einer neuen Umhausung der Treppenanlage im Nordturm aufgewertet.
Raumhohe, gereihte und leicht zur Achse verdrehte Holzlamellen aus gebürstetem, unbehandeltem und gedämpftem Fichteholz bilden die Raumschale. Durch die Materialität und Tiefe der Lamellen wird ein Innenraum als Rückzugsort gebildet, der Schutz und Geborgenheit verleiht. Gleichzeitig hat die Raumschale durch die Abstände der Lamellen eine Transparenz, die stets den Kontakt mit der Außenwelt ermöglicht. Die Marienkapelle wird ein besonderer kleiner Ort – ein Kleinod – im Gesamtkomplex der Klosteranlage.
In der Mitte des Kapellenraums ersetzt eine skulptural ausgebildete Stütze aus verschweißten Flachstahlplatten eine massive Rundstütze. Die Stütze symbolisiert die Himmelsleiter als Verbindung zwischen Erde und Himmel und nimmt das Tabernakel auf. Die Bestuhlung wird entlang der ovalen Form angeordnet nd bleibt entsprechend der unterschiedlichen Nutzungen flexibel. Altar und Ambo, die ebenfalls aus Flachstahlplatten gefügt sind, werden frei in dem nichtbestuhlten Bereich angeordnet.
Nutzfläche: 175 qm
Fotos: Julia Schostok